Agile Methoden, Design Thinking, Service Design, Human Centered Design und nun auch noch Effectuation…

Agile Methoden, Design Thinking, Service Design, Human Centered Design und nun auch noch Effectuation…

Effectuation: Was ist das? Warum, und vor allem, wem hilft es im Themenbereich der seelischen Gesundheit?

Dr. Saras Sarasvathy ist Kognitionswissenschaftlerin. In einer empirischen Studie erforschte sie das Denken von erfolgreichen Unternehmern und Unternehmerinnen, die mindestens 15 Jahre tätig waren und mehrfach gründeten. Sie hörte diesen Menschen in Gesprächen beim Denken zu, um zu verstehen, wie diese neue Möglichkeiten und Angebote entwickelten.

Insbesondere fand sie dabei Prinzipien heraus die es ermöglichen

„eine Zukunft aktiv zu gestalten, wenn das Umfeld unsicher ist und exakte Vorhersage oder Planung nicht möglich sind.“

Dieses Zitat umschreibt aus meiner Sicht einen wesentlichen Aspekt der Arbeit im Bereich seelischer Gesundheit und Erkrankung.

Auch wenn aktuell wirtschaftlich orientierte „Methoden“ wie SMART-Ziel-Entwicklung in z.B. der Sozialpsychiatrie Einzug hielten, ist das Lebensumfeld betroffener Menschen komplex, das innere und äußere Umfeld unsicher und exakte Planungen und Vorhersagen nicht wirklich möglich. Und trotzdem bleibt die Frage, durch welche Art von Angebotsgestaltung die seelische Gesundheit und damit die Lebensqualität von Menschen verbessert werden kann.

Aus dem Forschungsergebnissen ließen sich vier Prinzipien des Zukunftshandeln herausarbeiten:

  • Leistbarer Verlust statt erwarteter Ertrag: Da es keinen gesicherten Ertrag für die Zukunft gibt, definiert man den leistbaren Verlust. Also, was investiere ich höchstens für eine Möglichkeit, ein Ziel oder einen Entwicklungsschritt. Das kann Zeit, Geld, Dinge, Menschen und weiteres beinhalten
  • Mittelorientierung statt Zielorientierung: Ich gehe von dem aus, was schon vorhanden ist. Also von Ressourcen wie Interessen, Fähigkeiten, Erfahrungen, Finanzen, Mitteln…
  • Umstände und Zufälle nutzen statt vermeiden: Einfach gesagt, einen Weg gehen und dem was kommt offen begegnen
  • Partnerschaft statt Konkurrenz: Offen für ähnliche Wege der Anderen sein und bleiben, sie mit ins Boot holen, sich austauschen und Vernetzen

„Effectuation fokussiert auf all das, was wir durch unser Handeln gestalten können, wenn die Basis für Vorhersage und Planung fehlt“

Durch dieses Zitat wird der Effectuation-Ansatz aus meiner Sicht zu einer Gestaltung- und Handlungstheorie innerhalb einer hochkomplexen und unsicheren Lebenswelt

Aus diesem Verständnis heraus befindet sich Effectuation in einer guten Gesellschaft zukunftsweisender Haltungen und Methoden für die Gestaltung von Angeboten und Zukunft in diesen Zeiten, auch im Themenbereich der seelischen Gesundheit.

Wer mehr über diesen Ansatz wissen möchte, findet reichhaltige Inspiration auf der österreichischen Website „Effectuation Forschung und Praxis“, aus der auch die Zitate entnommen sind.

Psychische Erkrankungen : Vorhandene Angebote effizient nutzen, neue Innovationen entwickeln und gestalten

Psychische Erkrankungen : Vorhandene Angebote effizient nutzen, neue Innovationen entwickeln und gestalten

Angelehnt an Hellen und Scott Nearing, zwei Pionieren aus der Zeit der amerikanischen Depression, ginge es mir darum ein gutes Leben mit Herz zu führen. Dieses ist frei, weitestgehend selbstbestimmt und wirtschaftlich unabhängig, aber dennoch in Verbundensein mit anderen.
Seelische Gesundheit ist hierzu eine grundlegende Voraussetzung.
Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation und der deutschen Krankenkassen machen jedoch deutlich, dass es immer mehr Menschen gibt, die an psychischen Krankheiten leiden, ja, dass die Wahrscheinlichkeit im Leben psychisch zu erkranken hoch ist. Damit verbunden sind verlorene Jahre an Lebensqualität und Lebensfreude, für die Betroffenen selber, aber oft genug auch für ihr soziales Umfeld. In unserer derzeitigen Leistungsgesellschaft führt dieses ebenso oft zu langen Krankheitszeiten, zu Arbeitsplatzverlusten und zu Frühberentungen.
Wie schnell gerade letzteres drohen kann, durfte ich persönlich erleben.

Gesellschaftlich kommt es zu Verlusten von Talenten und Potentialen, hohen Investitionskosten für neue MitarbeiterInnen, hohen Transferkosten. Menschen mit einer seelischen Erkrankung sind in einer längeren Krankheitsphase nur bedingt in der Lage ihre seelische Gesundheit zu managen.
An Depression Erkrankte erhalten oft keine qualitativ hochwertige Behandlung, weil ihre Depression nicht erkannt wird, oder sie mit Scham besetzt ist. Es ist immer noch “leichter“ und anerkannter einen Herzinfarkt überlebt zu haben. Dennoch gibt es gute Behandlungsformen und Unterstützung. Die eine Seite ist die medizinische Versorgung mit Psychotherapie und/oder z.B. Antidepressiva, Sport, gesünderer Ernährung.
Die andere Seite ist die betriebliche Unterstützung.
Ein gutes Unternehmen hat entweder ein gutes betriebliches Eingliederungsmanagement installiert, oder es sich eingekauft.
Ein guter Eingliederungsmanager, gute Eingliederungsmanagerin, koordiniert notwendige Hilfen und einen möglichen Wiedereinstieg in die Tätigkeit.

Für mich war meine erfahrene Unterstützerin ein Segen, gerade auch, weil ich selbst als Profi an meine Grenzen kam. Dazu kam noch eine sehr gute Wiedereingliederung bei und mit Unterstützung meines vorherigen Teamleiters und seines Teams.
Wenn man länger erkrankt ist, hat man Anspruch auf Eingliederungshilfe – ausgeführt durch Hilfen der Sozialpsychiatrie- da entweder eine Behinderung droht oder, zumeist nach einem halben Jahr, per Definition eingetreten ist. Die Kosten werden von der Gemeinschaft übernommen. Da es aber immer mehr Menschen gibt, die Anspruch auf diese Leistungen haben, wurde zuletzt, in Hamburg, die finanzielle monatliche Zuwendung für die Einrichtungen dieser Hilfeart um knapp 50 Prozent reduziert.
Das heißt konkret, dass auch hier der neoliberale Geist Einzug hält, mit Auswirkungen auf Betroffene und ihre Unterstützer.
Ein nicht unerheblicher Anteil an Menschen mit psychischer Erkrankung bezieht Arbeitslosengeld II oder gleich Sozialhilfe.
Viele finden noch Tätigkeiten im Niedriglohnbereich, in Integrationsfirmen, in Zugewinnprojekten oder in Werkstätten für behinderte Menschen.
Für viele ist es das, was sie sich noch zutrauen oder was noch möglich erscheint.
Das ist nicht per se schlecht, aber es hat nur wenig mit Inklusion, Teilhabe-Chancen und Inhalten der UN-Behindertenkonvention zu tun.
Angesichts der anstehenden revolutionären Veränderungen im Bereich von Arbeit, Gesellschaft und Umwelt, besteht der Bedarf nach individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lösungen, jetzt.
Das ist wieder pathetisch, aber die Zukunft findet jetzt statt.
Das heißt es geht um die Stärkung und Entwicklung von Individuen und um die Gestaltung beziehungsweise die Entwicklung angemessener, resilienter, antifragiler Organisationsstrukturen, auch um seelische Gesundheit zu erhalten oder mit „Einschränkungen“ leben zu können.
Und es gibt bereits Ansätze um Neues zu gestalten.

Einige davon sind :
Lernende Organisationen
Community Learning
Reinventing Organisations
Pricencing – Von der Zukunft her führen
New Work
agiles Arbeiten
Human- und Service Design Thinking
Effectuation
Social Entrepreneurship
Social Franchising
Micro Entrepreneurship
Small Businesses
Lean Startup
Business Model Innovation
Open Source
DIY

Diese Ansätze sind innovativ, elastisch, stärkend, progressiv und bieten in ihrer Anwendung, insbesondere ihrem Mindset, aus meiner Sicht, Chancen für die Zukunft für seelisch beeinträchtigte Menschen und unser aller seelische Gesundheit, als Grundlage für die positive Gestaltung unserer Zukunft.
Soweit mein Versuch die Notwendigkeit seelischer Gesundheit, die Folgen seelischer Erkrankung und die Chancen für Gestaltung zu skizzieren. Vielleicht hat etwas davon Wert für Betroffene oder unterstützende HelferInnen.
Der nächste Beitrag wird sich voraussichtlich mit dem Thema „Effectuation“ beschäftigen und warum gerade dieser Ansatz eine gute Ausgangsbasis für die Gestaltung innovativer Hilfen oder TätigSeins-Bereiche bietet könnte.

Bis dahin wünsche ich allen eine gute Zeit, mit herzlichen Grüßen aus dem Norden (Wo der Winter naht…)

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Herzliche Grüße von

Torsten Radtke

 

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