Der fotografische Blick durch die Linse der Depression

Der fotografische Blick durch die Linse der Depression

Am frühen Nachmittag schrieb ich auf Instagram einen Kommentar zum Thema Fotografie und Depression. Die Autorin teilte die Meinung, dass Fotografie ihr in Zeiten einer Depression dabei hilft sie noch emotional zu erreichen. Dem stimmte ich in meiner persönlichen Erfahrung zu, ergänzte diese um den Gedanken, dass ich Fotografie grundsätzlich über eine Kunst mit Methode hinaus als eine Lebenshaltung sehe.

Ein paar Stunden später bat ich ChatGpt darum einen Essay über Fotografie zu schreiben, diesen dann in ein Storytelling im Stil des Neurologen Oliver Sacks zu schreiben.

Hier ist das, mich sehr berührende, Ergebnis.

Text by ChatGpt4:

Als ich Thomas zum ersten Mal traf, faszinierte mich sofort seine Leidenschaft für die Fotografie. Es war ein sonniger Tag im Frühling, als er in mein Büro kam, um Rat zu suchen. Thomas, ein erfahrener mentaler Gesundheitsberater, war bereits 58 Jahre alt, aber sein Blick funkelte vor Begeisterung, als er von seiner Liebe zur Fotografie erzählte.

Thomas war jedoch kein gewöhnlicher Fotograf. Er hatte eine tiefgründige Verbindung zur Fotografie entwickelt, die über das rein Künstlerische hinausging. Es war eine Verbindung, die in seinen eigenen Kämpfen mit Depressionen verwurzelt war.

Während er von seinen Erfahrungen sprach, bemerkte ich eine Mischung aus Euphorie und Melancholie in seinen Augen. Er erzählte mir von den dunklen Tagen, an denen er sich in einem scheinbar endlosen Labyrinth von negativen Gedanken und Emotionen verfangen hatte. Er beschrieb die Unfähigkeit, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, die schmerzhafte Leere und die Schwere, die ihn erdrückte.

Aber dann, eines Tages, entdeckte er die heilende Kraft der Fotografie. Er erzählte mir, wie er sich eine Kamera gekauft hatte, um das Leben durch einen anderen Filter zu betrachten – durch den Sucher seiner Kamera. Er sprach von dem Glück, das er empfand, wenn er draußen in der Natur war und die Schönheit der Welt um ihn herum durch das Objektiv seiner Kamera einfing.

Es war, als ob die Fotografie ein Fenster in Thomas‘ Seele geöffnet hätte. Sie ermöglichte ihm, die Welt mit neuen Augen zu sehen, die Schönheit in den kleinen Details zu entdecken und im Moment zu leben. Er sprach von der Freude, die er empfand, wenn er den perfekten Moment festhielt – sei es der erste Sonnenstrahl, der durch die Bäume brach oder das Lächeln eines Fremden auf der Straße.

Aber es war nicht nur die Schönheit der Welt um ihn herum, die Thomas faszinierte. Es war auch die kreative Ausdruckskraft der Fotografie, die ihm half, seine inneren Kämpfe zu bewältigen. Er erzählte mir von den Stunden, die er damit verbrachte, verschiedene Techniken und Stile auszuprobieren, von den Momenten der Ekstase, wenn er ein Bild erschuf, das seine eigenen Emotionen und Erfahrungen widerspiegelte.

Es war offensichtlich, dass die Fotografie für Thomas zu einer Form der Selbsttherapie geworden war. Sie half ihm, seine eigenen Gefühle und Gedanken zu erforschen, sich mit seiner Verletzlichkeit auseinanderzusetzen und neue Perspektiven einzunehmen. Durch die Linse seiner Kamera konnte er seine eigenen inneren Landschaften erkunden und sie in Bilder umwandeln, die eine tiefere Bedeutung für ihn hatten.

Als mentaler Gesundheitsberater konnte Thomas auch die transformative Kraft der Fotografie in der Arbeit mit seinen Klienten nutzen. Er erzählte mir von den Momenten der Verbundenheit, die er mit seinen Klienten erlebte, wenn

Der fotografische Blick durch die Linse der Depression

sie gemeinsam Fotos betrachteten und über die darin eingefangenen Emotionen sprachen. Die Fotografie wurde zu einem Instrument, um über Gefühle zu sprechen, die schwer in Worte zu fassen waren. Sie half seinen Klienten, ihre eigenen Erfahrungen zu erkunden und einen neuen Blickwinkel auf ihre inneren Herausforderungen zu gewinnen.

Thomas war sich jedoch bewusst, dass die Fotografie allein keine vollständige Lösung für seine Depressionen war. Es gab immer noch Tage, an denen er sich von der Welt zurückzog, an denen die Dunkelheit in seinem Geist überwog. Aber die Fotografie war zu einem wichtigen Werkzeug geworden, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Sie half ihm, sich mit der Schönheit der Welt zu verbinden, neue Perspektiven einzunehmen und seine kreative Seele auszuleben.

Es war inspirierend zu sehen, wie Thomas durch seine Leidenschaft für die Fotografie seine eigene mentale Gesundheit förderte und anderen half, ihre eigenen Emotionen und Erfahrungen zu erforschen. Die Fotografie war für ihn zu einem Weg geworden, die Welt und sich selbst zu verstehen, ein Mittel, um mit den Tiefen seiner Depressionen umzugehen und eine tiefere Verbindung zu sich selbst und anderen herzustellen.

Als ich Thomas nach einigen Monaten wiedersah, bemerkte ich, wie er aufrechter ging, sein Lächeln strahlte und seine Augen wieder funkelten. Er erzählte mir von den Fortschritten, die er gemacht hatte, wie die Fotografie ihm geholfen hatte, seine Depressionen besser zu bewältigen und wieder mehr Freude und Sinn in seinem Leben zu finden. Sein Wissen und seine Erfahrungen als mentaler Gesundheitsberater hatten eine neue Tiefe bekommen, weil er selbst den Weg der Heilung durch die Fotografie gegangen war.

In den Jahren, die folgten, setzte Thomas seine Reise mit der Fotografie fort. Er begann, seine Bilder in Ausstellungen zu präsentieren und andere zu ermutigen, ihre eigenen kreativen Ausdrucksformen zu finden, um mit ihren mentalen Herausforderungen umzugehen. Er wurde zu einem Vorbild für viele, die mit Depressionen zu kämpfen hatten, und zeigte ihnen, dass es Wege gibt, sich mit der Welt und sich selbst zu verbinden, selbst in den dunkelsten Momenten.

Thomas‘ Geschichte ist ein Beispiel für die transformative Kraft der Fotografie im Kontext der mentalen Gesundheit. Sie zeigt, wie eine Leidenschaft und ein kreativer Ausdruck uns helfen können, mit inneren Herausforderungen umzugehen, uns mit der Welt zu verbinden und neue Perspektiven einzunehmen. Die Fotografie wurde für Thomas zu einem Weg der Selbsttherapie, der ihm half, seine eigene mentale Gesundheit zu fördern und anderen zu helfen, ihre eigenen Emotionen und Erfahrungen zu erforschen. Sie war ein Instrument, das es ihm ermöglichte, seine innere Welt zu erkunden und sie in Bilder umzuwandeln, die eine tiefere Bedeutung für ihn hatten – ganz im Stil von Oliver Sacks, der uns lehrte, wie wir die menschliche Erfahrung durch die Linse der Wissenschaft und der Kreativität betrachten können.

Depression, Gesellschaft und innere Freiheit

Depression, Gesellschaft und innere Freiheit

An einem Sonntag einen Beitrag über Depression, Suizid und Gesellschaft zu veröffentlichen ist vielleicht etwas hart. Dazu ist ja auch noch Dreikönigstag, die Würdigung dessen, dass Caspar, Balthasar und Melchior den jungen Jesus auffinden, nachdem sie den Zeichen des Himmels gefolgt waren. Jetzt versuche ich sanft die Kurve zum Thema zu bekommen: Jesus, das Symbol für Freiheit, Liebe und Verbundenheit wird von drei Führern gesucht und gefunden, nachdem diese wohl unabhängig von einander ein Zeichen des Himmels deuteten und ihrem Herzen folgten. Es gelang ihnen also eine Verbindung zwischen Innen und Außen, der sie intrinsisch, also von innen motiviert, folgten und vertrauten. Diese Art der Verbindung scheint uns in der heutigen Zeit zu fehlen. Uns wird gesagt, wem wir zu folgen haben, was gut für uns ist, was wir erwerben müssen, damit wir uns lebendig fühlen. Uns wird dabei die Freiheit der Wahl suggeriert, ausgeklügelt mit Neuromarketing und Algorithmen, die schon wissen, was wir benötigen, bevor wir überhaupt wach sind. Wir leben offensichtlich in Freiheit, sind es aber nicht. Wir sind der Willkür von Wirtschaft, Werbung, Kapital, Schule, Staat und Arbeitgebern ausgeliefert, bevor wir nicht gelernt haben innere Freiheit und Strukturen zu entwickeln, getragen von einem inneren Warum und entwickelten Werten. Vor gut zwanzig Jahren schrieb ich meine Diplomarbeit mit dem Titel “ Flow und Depression“, in der es um die theoretische Erforschung der möglichen Zusammenhänge zwischen Flow, getragen von intrinsischer Motivation, und Depression, der Anti-These von Flow, ging.

Dabei stieß ich auf den Soziologen Emile Durkheim, der sich mit gesellschaftlicher Regellosigkeit ( Anomie ) und Suizid beschäftigte. Ich denke, dass Durkheim auch heute noch etwas zu der Zunahme von psychischen Erkrankungen, insbesondere der Depression, beitragen kann, weshalb ich ihn hier, mit einem Kapitel aus meiner Diplomarbeit zu Wort kommen lassen möchte:

Der Anomiebegriff von Emile Durkheim 

Der Soziologe Emile DURKHEIM (DURKHEIM 1897) veröffentlichte im Jahre 1897 seine Studie mit dem Titel „Le suicide“ (Der Selbstmord) in der er den Selbstmord unter soziologischen Gesichtspunkten untersuchte. In dieser Studie entwickelte er den Begriff der Anomie. Anomie bedeutet den Zustand einer gestörten Ordnung und zwar hier der gesellschaftlichen Ordnung. DURKEIM stellte anhand von Statistiken fest, daß die Selbstmordrate anstieg, wenn es in der Gesellschaft zu wirtschaftlichen Krisen kam. Aus diesem Daten hätte man schließen können, daß eine zunehmende wirtschaftliche „ Depression dazu fuhrt, daß sich die Menschen aus Gründen der Lebenserschwernis selber umbrachten. 

Bei der weiteren Untersuchung bemerkte er, daß die Selbstmordrate auch bei zunehmenden Wohlstand anstieg. In dem damals sehr armen Irland gab es zum Beispiel reltiv wenige Selbstmorde, ebenso in Spanien.. 

DURKHEIM zog daraus den Schluss : „ Jede Störung des Gleichgewichtes, sogar wenn sie einen größeren Wohlstand zur Folge hat oder eine Stärkung der allgemeinen Vitalität, treibt die Selbstmordzahlen in die Höhe.

Jedesmal wenn es im sozialen Körper tiefgreifende Umstellungen gibt, sei es infolge plötzlichen Wachstums oder nach unerwarteten Erschütterungen, gibt der Mensch der Versuchung zum Selbstmord leichter nach.“ (DURKHEIM 1897, S.279)
Die tiefergehende Frage war jedoch die nach dem „Warum“. 

Nach DURKHEIM liegt einer der möglichen Gründe, in den Bedürfnissen der Menschen. Der Mensch kann sich demnach nur wohlfühlen, wenn seine Bedürfnisse mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in etwa in Einklang stehen. Sind die Mittel zu gering, müssen Bedürfnisse unterdrückt werden, was nur unter Schmerzen möglich sei. Im Tierreich ist das Gleichgewicht zwischen Bedürfnissen und Mittel unter normalen Verhältnissen ausgeglichen: Ist das Tier satt, kommt es zur Ruhe. Anders beim Menschen, dessen Bedürfnisse über die Forderungen des Körpers hinausgehen. Er ist in der Lage immer weitergehende Bedürfnisse zu entwickeln, die nahezu grenzenlos sind. Diese an sich grenzenlose Begierde kann nur durch eine äußere oder intemalisierte Norm begrenzt werden, was durch die Gesellschaft geschehen sollte. Treten in der Gesellschaft jedoch Krisen oder Wandlungen auf, ist diese nicht mehr vollständig in der Lage diese Funktion der Begrenzung auszuüben. Mit steigendem Wohlstand werden auch die Bedürfnisse steigen, wobei es keine Orientierung in Hinblick auf mögliche Schranken gibt. 

Des weiteren gibt es aber auch keine wirkliche Bedürfnisbefriedigung, denn ist das Eine erreicht warten hunderttausende andere Bedürfnisse. „Je mehr man sich also anstrengt, um so ; nutzloser wird die Anstrengung. Es ist kein Wunder, daß unter solchen Umständen der Wille zum Leben seine Kraft verliert“ (a.a.O., S.289). 

Ein Schutz für diesen Willens- und Kraftverlust ist für ihn die Armut, denn, was man hat gilt als Ausgangspunkt für das, was man haben möchte. 

Reichtum hingegen gibt die Illusion, daß man letztendlich doch alles erreichen kann, was man haben möchte.
Selbstauferlegte Armut oder Begrenzung, wie sie auch die meisten Religionen lehren, ist für DURKHEIM „die beste Schule, um dem Menschen die Bescheidenheit beizubringen.“ (a.a.O., S.290).
Diese Überlegungen galten bisher vor allem für Krisen- und Wandlungszeiten. Es stellte sich für ihn heraus, dass es einen Bereich in derGesellschaft gab, wo Anomie ein Dauerzustand war, nämlich der Bereich des Handels und der Industrie. Zum damaligen Zeitpunkt lies sich feststellen, das Berufsgruppen aus diesem Wirtschaftsteil relativ hohe Selbstmordraten aufwiesen. Am höchsten lagen die Raten bei den Arbeitgebern. 

Doch kann die Theorie des Wirtschaftlichen Materialismus nur das ausdrücken, was allgemeine Ansicht ist, sie ist das erhabenste Ziel des Einzelnen und der Gesellschaft geworden statt weiter lediglich als Mittel zu einem höheren Zweck betrachtet zu werden.“ (a.a.O, S.292). 

Doch führt Anomie nicht in jedem Fall zu einem Selbstmord, und nicht jeder Selbstmord ist Ausdruck von Sinnverlust. Auch gab es damals genügend Selbstmorde durch Armut und Verzweiflung.

Trotzdem lassen sich mit DURKHEIM Beziehungen zwischen Depression und der Anomie herstellen.
Es ist zu beobachten, dass „Individuen, ohne Grund zur Klage über Mensch und Dinge zu haben, es leid werden, einer Chimäre nachzujagen, welche Begierden nur weiter reizt statt sie zu befriedigen…Der Betreffende verfällt dann aus sich heraus in eine Art Melancholie… Ihn bestimmt ein mehr oder weniger ärgerlicher Überdruss am Leben.“ und er zitiert Seneca mit den Worten:
„Das Übel, das uns umtreibt., hat nichts mit dem Ort zu tun, an dem wir sind, es ist in uns selbst. Wir sind ohne Kraft, irgendetwas zu ertragen, unfähig Schmerz zu erdulden, nicht imstande unsere Freuden zu genießen, durch nichts zufriedenzustellen. Wieviele von uns rufen den Tod, da sie alles durchkostet haben und finden, dass es immer gleich schmeckt, ohne daß der Geschmack daran wiederkommt.“(a.a.O., 330). 

 

Wer mehr über „Flow und Depression“ lesen möchte findet hier den Download der Diplomarbeit. Da es keine Originaldatei mehr gibt, liegt nur diese gescannte Datei vor, leider in einer etwas schlechten Qualität, wofür ich mich entschuldige. Zu großen Teilen ist sie aber textlich durchsuchbar…

Natürlich freue ich mich auch über Kommentare, Kritik oder Anmerkungen.

Pin It on Pinterest